Und so geht es bereits am 31.10. per Drahtesel nach Norden los. Erst kommen wir in der Ebene gut voran, später bremsen uns die warmen Temperaturen und der volle Bauch vom Mittagessen etwas. Seither staerken wir uns zwar mittags, üben uns aber in Zurückhaltung... Der erste Anstieg wurde uns erspart, da uns ein zuvorkommender Chilene auf seinen Pickup auflud - das Tunnel oben darf per Rad nicht passiert werden. Auf der anderen Seite hat er uns mit ein paar guten Ratschlägen die Abfahrt machen lassen, allerdings dosiert wegen des vielen Gepaecks. Den zweiten Aufstieg hätten wir fast geschafft, da platzt Andis Hinterpneu mit einem Knall. Ursache unklar, Fazit: Der 20 cm lange Riss im Schlauch braucht nicht geflickt zu werden und der Ersatzmantel kommt gleich schon zum Einsatz. Na ja, wir beziehen bald schon Quartier auf einem nicht oft frequentierten Camping. Aber mit dem zugehoerigen Restaurant ist es noch ganz angenehm. Erster Tag: ca. 80 km, wir befinden uns erst auf 1000 m. |
Sauce - Portillo, 1.11.2002
Wir lassen
das Zelt trocknen, derweil wir statt eines Fruehstücks ein
Sandwich serviert bekommen. Los geht es erst flach, dem Tal des Rio
Aconcagua entlang. Die Vegetation nimmt später bei zunehmender
Steigung rasant ab. Eine Stärkung bei einem Basiscamp hilft uns die
nun folgenden 28 (!) Serpentinen durchzustehen. Seltsamerweise reicht die Kraft immer laenger aus als frau selber denkt. Zum Ende ist ihnen wohl der Asphalt ausgegangen und wir hieven uns die letzten Hoehenmeter ueber rauhen Boden bis zum Schnee. Dort erwartet uns ein Luxushotel in Portillo. Die Skisaison wurde zwar vor 2 Wochen beendet, aber sie betreiben noch Ferienwohnungen (mit warmem Wasser und Heizung! Es ist uns schon langsam etwas kalt geworden in den kurzen Radlerhosen...) Staerkendes Abendessen bei Spaghetti bevor wir auf 2900 m mit etwas erhoehtem Herzschlag ins Bett fallen. Heute ca. 60 km bei 1900 Hoehenmetern. |
Portillo - Uspallata, 2.11.2002
Am nächsten Tag (2. November), nehmen wir im noblen Speisesaal des Hotels Portillo ein gediegenes Frühstück ein, bevor wir uns mit leichter Winterbekleidung auf in Richtung Argentinien machen. Nach etwa 1 km kommt der chilenische Zoll, der uns mit heavy metal music begrüsst, und uns ohne grosses Aufheben passieren lässt. Dafür dürfen wir noch eine Befragung über uns ergehen lassen, was wo wie wir in Chile machen und wieviel Geld wir wie dafür ausgeben wollen. Die nächsten 5 km bis zum Tunneleingang führen durch ein schneebedecktes Hochtal (bis 2 m Schnee neben der Strasse), und die Wellblechverkleidungen der alten Eisenbahn sorgen im Wind für eine gespenstische Geräuschkulisse. Am Tunnelportal angekommen, kommt ein Mann aus dem danebenliegenden Gebäude, und bedeutet uns, dass wir mit den Rädern in die Garage kommen sollten, damit wir sie dort auf einen Kleinlaster laden. Damit fährt er uns (umsonst) durch den Tunnel, so dass wir gar nicht auf einen Lastwagen warten müssen wie erwartet. Auf der argentinischen Seite werden wir vor dem ersten Grenzübertritt ausgeladen - es ist immer noch wie Winter, die höheren Gipfel meist in Wolken. Wir legen eine zusätzliche Schicht an und verlassen den Grenzposten, dessen Insasse Zürich ganz toll findet. |
Das erste Dorf, Las Cuevas, bietet nicht
viel, jedenfalls keine Wechselstube, Bank oder -automat, so dass wir
noch eine Weile ohne argentinisches Geld bleiben werden. Kurz darauf
holt sich der Windgott bei einem Fotohalt Andis Sonnenbrille aus der
Lenkertasche... Den Gipfel des Aconcagua können wir noch
erspähen, obwohl die meisten anderen Gipfel bereits in Wolken sind.
An eine Besteigung eines der Berge wollen wir bei den Verhältnissen
aber lieber nicht denken (ein Schneesturm ist angesagt). Vor Puente del
Inca bestehen wir den argentinischen Zoll, der nicht recht weiss, was
er mit Velofahrern anfangen soll (Individuales, oder Fahrzeug?) .
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Iin Puente
del Inca laben wir uns an Tee und Spaghetti, die wir in dolares zahlen
koennen (6), und können eine Dame beobachten, die ein viertel
Quadratmeter Schnitzel vorgesetzt bekam. Danach waren wir wieder
aufgewärmt genug, um die Naturbrücke und das alte Thermalbad
zu bestaunen. Die weitere Fahrt führte durch 3 weitere Minidoerfer, die entweder nur als Schiort oder als Kasernenorte für Militaer oder Gendarmerie existieren. Dafür wird die Landschaft immer farbenfroher, d.h. die Felsen. |
Dank Rückenwind kommen wir auf der meist
guten Strasse dann die letzten 40 km bis Uspallata gut voran, wo wir ein
Hotel fuer 44 Pesos finden - bei einem kurs von 1 US$ = 3.5Ppesos kein
schlechter Deal. Allerdings haben wir immer noch keine Pesos, und auch
in Uspallata mit seinen 3000 Einwohnern gibt es keine Bank etc. Immerhin
können wir in einem Laden 20 dolares eintauschen, so dass wir ein
Abendessen ohne Kreditkarte bekommen. 95
km, plus 300 m, minus 1200 m.
Uspallata - Mendoza, 3.11.2002
Es hat in der Nacht aufgeklart, dafür hat der Wind gedreht - ob
dem Windgott Andis Opfer-Brille nicht gefallen hat? Jedenfalls haben wir
vor allem am Vormittag strammen Gegenwind, kalt noch dazu, und in dem
teils sehr engen Tal bringt uns dieser manchmal fast zum Stehen. Um
manche Gemüter zu beruhigen: Andi durfte vorne fahren. Fast 60 km
bis Potrerillo werden so nicht zum reinen Vergnügen. Immerhin
finden wir dort nach einigem Suchen eine art Minirestaurant, in dem nach
einigem Verhandeln fleischfreie Esswaren (Papas fritas und Tomatensalat)
sowie ebenfalls vegetarische (?) 2 l Cola vor uns stehen (Sibylles
Spanisch sei dank!). Immerhin ist die Aussicht durch den frischen Wind
grandios klar: die 5- und 6-Tausender sind wie zum Greifen nah.
Anstelle der alten Strasse, die es offenbar
nicht mehr gibt, werden wir auf die Ruta 7 umgelenkt, was uns einen
ziemlichen Gegenanstieg einbrockt. Dafür windet es bei der
folgenden Abfahrt in die Ebene weniger, und wir pedalen durch eine Art
Labyrinth durch Lujon de Cuyo, Godoy Cruz etc. bis ins herzen von
Mendoza, welches wir erst kurz vor acht Uhr erreichen (hier wird es
gegenwärtig gegen halb neun dunkel). Dann brauchen wir noch gut
eine Stunde, um ein Hotel zu finden, da entweder voll, oder die Adressen
im Handbook falsch sind, oder die Hotels gar nicht (mehr?) existieren.
Eine weitere Suchaktion führt uns zu einem "ATM" (Bancomat), der
sogar Geld ausspuckt - es brauchte drei Banken dazu. Ein seltsames
Gefühl, mit ein paar Tastendrucken ein durchschnittliches
argentinisches Monatsgehalt herauszuholen. 110 km, minus 1200 m.
Mendoza, 4.11. - 6.11.2002
Wir verbringen einige Ruhetage in der Stadt. Eigentlich hätten wir
seit heute wieder auf der Strasse sein sollen/wollen, aber eine
Magen-/Darmverstimmung von Andi bringt uns noch einen weiteren Ruhetag
ein. Morgen wird es weiter Richtung San Juan auf der Ruta 40 gehen
(Gruss an Irene - hier ist sie aber wenigstens geteert). Immerhin haben
wir zwei neue Ersatzpneus bekommen - auch wenn uns der Händler
für Araber hielt. Auch die Sonnenbrille konnte ersetzt werden und
wird fortan angebunden! Ausserdem haben wir heute noch eine Demo
angesehen, samt Böllern. Es ging um die Banken und das
Finanzsystem, welche an der Misere schuld sind. Ganz unrecht haben sie
wohl nicht, aber es greift wohl ein wenig zu kurz. Wir sehen auch viele
Leute, die abends den Müll durchsuchen, und solche, die kleine
Sachen wie Feuerzeuge auf den Strassen verkaufen. Auch viele bettelnde
Kinder laufen herum. sie warten vor allem abends vor den Restaurants.
Die Mittelklassehäuser dagegen sehen aus wie Burgen mit
vergitterten Fenstern und dicken Toren an den Garagen. 0 km, 0 m (per
velo). Fortsetzung folgt.
... Sibylle y Andi, 15. November 2002, Belen, Catamarca, Argentina