Mit ein klein wenig Verspätung hebt der Flieger der American Airlines ab (hm, ich würde die nicht unbedingt weiterempfehlen). 11 h Sardinenfeeling. Ankunft in Dallas: Die USA haben ihre Bestimmungen geändert, so dass auch reiner Transitverkehr in die USA einreisen muss, d.h. die ganzen Immigration-Prozeduren durchlaufen muss. Sicherer macht das die Welt wohl nicht, aber die USA reicher an Daten über Reisende (die sie dank fehlendem Datenschutzgesetz für seltsame Dinge gebrauchen dürfen). Mein Velo kam offenbar nicht an. Machen könne man da im Moment nichts, ich muss in Buenos Aires zum Baggage Claim Office. Was wohl passiert sein mag?
Der Flug von Dallas nach Buenos Aires war als Direktflug angegeben und auch im Informationssystem in Zürich so ausgespuckt worden. Im echten Leben geht der aber über Miami, was die Reise etwas streckt.
In Buenos Aires ist das Velo in der Tat nicht da. Immerhin weiss der Computer der netten Dame vom Baggage Claim Schalter aber, dass es nicht mit unserem Flug mitgekommen ist, weil sie es nicht röntgen konnten. Es wird morgen ankommen mit dem selben Flug. Nach dem Hinterlassen einer Adresse geht es auf in die Stadt mit dem Bus (names Manuel Tienda Leon). In der Santa Fe Strasse werde ich von meinem Freund Adrian abgeholt. Per Taxi fahren wir zur Wohnung seiner Mutter in der Nähe, wo ich meine Siebensachen unterbringen kann. Danach tuckern wir mit Metro und Zug Richtung La Plata in den Vorort zu Adrian und Gabrielas Haus, wo ich übernachte.
Die Stadt hat sich nicht sehr verändert seit letztem Jahr. Allerdings scheinen einige Massnahmen der neuen Regierung von Herrn Kirchner sich langsam auszuwirken. Aber gut ist es noch lange nicht, und die Vermischung aus inneren und äusseren Faktoren wird eine Lösung der wirtschaftlichen und sozialen Problem auf längere Sicht sehr schwierig machen. Auffallend ist die Bunkermentalität: alles wird verriegelt und verschlossen mit meistens mehreren Schlössern.
Das Velo ist tatsächlich unversehrt, ebenso die Packtaschen und das Zelt. Im nahen Supermercado Norte erstehe ich den Grundstock an Lebensmitteln und danach beginnt zu Hause die Kunst des Packens: Etwa 40 Prozent Gewicht vorne und 60 hinten, gleich viel links und rechts und alle zusammengehörigen Sachen jeweils in eine Packtasche. Das ist gar nicht so einfach.
Nach einer halbwegs glücklichen Lösung dieses Problems steht eine nicht unwichtige Frage an: Wohin eigentlich soll die Reise gehen? Die Zeit zwischen Entschluss (Kauf Flugticket) und Abreise war für eine seriöse Vorbereitung zu kurz. Ich gab mich der Illusion hin, dass die Pässe im Norden und eine Stück Patagonien in knapp 7 Wochen möglich wären. Eine erste Grobplanung zeigt schnell, wie unsinnig das war. Es bleiben zwei Varianten: Norden mit den Pässen Jama, Sico, San Francisco und Agua Nera, was zeitlich sehr knapp wird (pro Pass mit gut 8 Tagen und etwa 5 Tagen zwischen den Pässen). Süden mit Bus nach Puerto Madryn. Von dort einige Tage auf die Penisula Valdez zum Tiere anschauen, die Küste entlang nach Comodore, von dort über die versteinerten Bäume bei Sarmiento auf schlechten Strassen nach Perito Moreno am Lago Buenos Aires und von dort nach Chile Chico und auf der Carettera Austral bis Puerto Montt. Nur, wie entscheiden? Beides sind sehr attraktive Ziele.
Setze mich in ein Internet-Locutorio und versuche beim emailen und Schreiben dieses Berichts zu einer Entscheidung durchzuringen. Weiteres folgt.
andi, 2003-12-02